Eine Geschichte vom Suchen und Finden
Von Anna Trenkwald
- Für meinen Sohn -
„Ein Pinguin ohne Mütze, wo gibt’s denn sowas?“
Piet, der Polarfuchs schüttelt den Kopf und läuft weiter. Und bestimmt hat Piet es nicht böse gemeint, doch Gugu blickt traurig auf den Boden und eine dicke Pinguinträne läuft über sein Gesicht. Denn Gugu ist dieser Pinguin und die gleiche Frage hat er sich selbst schon tausende Male gestellt: „Ein Pinguin ohne Mütze, wo gibt’s denn sowas?“
Gugu ist ein Kaiserpinguin und lebt am kältesten Ort auf der ganzen Welt, dem Südpol. Er wohnt dort in einer großen Kolonie, zusammen mit Mama, Papa, Oma, Opa und vielen anderen Pinguinen. Und eigentlich ist Gugu nicht anders als all die anderen Pinguine. Bis auf eine Sache: Er hat keine Mütze.
Entschlossen wischt sich Gugu mit seiner Flosse die Tränen aus dem Gesicht. „Das kann so nicht weitergehen!“, denkt er sich und beschließt, etwas zu unternehmen.
Flapp flapp flapp. Gugu watschelt über das Eis in Richtung Wasser. Nach kurzer Zeit hüpft ihm Schneehase Felix über den Weg.
„Hallo Felix“, begrüßt Gugu den Hasen. „Hast du vielleicht eine Mütze für mich?“
Schneehase Felix schüttelt so heftig den Kopf, dass seine langen Ohren hin und her schlackern. „Nein, eine Mütze hab ich nicht. Aber wie wäre es mit diesem Ei? Das hat mir mein Freund Olaf geschickt, der ist Osterhase. Dummerweise ist es mir runtergefallen und in der Mitte zerbrochen, aber vielleicht kannst du es ja so noch gebrauchen. Ich schenke es dir.“
Felix streckt Gugu ein halbes Ei entgegen. Es ist kunterbunt angemalt und sieht wirklich wunderschön aus. Aber eine Mütze…?
„Na ja, vielleicht mit viel Fantasie…“, denkt sich Gugu. Er setzt die Eierschale auf seinen Kopf.
„Au! Das pikst!“, ruft er erschrocken und nimmt die zerbrochene Eierschale schnell wieder von seinem Kopf. Nein, das ist keine passende Mütze für ihn.
Flapp flapp flapp. Gugu läuft weiter zum nächsten Tier.
„Hast du vielleicht eine Mütze für mich?“, fragt er Roberta, die Robbe.
„Eine Mütze?“ Roberta kratzt sich mit ihrer Flosse an der Stirn. „Hmm, nein, eine Mütze hab ich nicht. Aber vielleicht etwas Ähnliches… Warte kurz!“
Roberta robbt ein kleines Stück Richtung Ufer und lässt sich mit einem lauten „Platsch!“ ins Wasser fallen. Es dauert nicht lange, bis sie wieder auftaucht. Auf ihrer Schnauze balanciert sie eine rote Schüssel.
„Setz mal auf!“ Roberta wirft die Schüssel gekonnt zu Gugu ans Land. Er stülpt sie sich über den Kopf - aber sie ist viel zu groß. Gugu kann gar nichts mehr sehen, so tief hängt ihm die Schüssel über sein Gesicht.
Nein, das ist wohl auch nicht die richtige Mütze. Enttäuscht dreht er sich um und watschelt weiter.
Flapp flapp flapp. Gugu hört ein lautes Brummen. Erschrocken dreht er sich um.
„Ach, du bist es nur…“, sagt er erleichtert zu Egon, dem Eisbären. „Sag mal, hast du vielleicht eine Mütze für mich?“
„Klar hab ich Mützen, aber die sind dir doch alle viel zu groß“, brummt Egon. „Aber komm mal mit, ich hab eine Idee.“
Langsam trottet er zu seiner Höhle und Gugu watschelt hinterher. Es holpert und poltert als Egon die Höhle durchwühlt. Dann kommt er mit einem alten Lampenschirm mit Blümchen und Fransen heraus.
„Probier mal!“
Gugu setzt die Lampe auf seinen Kopf. Die Fransen kitzeln ihn im ganzen Gesicht. Und schwer ist der Lampenschirm! Nein, das ist auch nicht seine Mütze.
Flapp flapp flapp. Enttäuscht trottet Gugu am Abend nach Hause zu seiner Kolonie. Es kann doch nicht sein, dass es nirgendwo eine Mütze für ihn gibt!
In dieser Nacht träumt er - natürlich - von Mützen. Mützen in allen Formen und Farben. Am besten gefällt ihm eine gestreifte Bommelmütze. Wenn er nur so eine haben könnte!
Am nächsten Tag hat Gugu Geburtstag. Er freut sich riesig über die tollen Geschenke, die seine Familie ihm gemacht hat: Jede Menge leckere Fische, einen großen grünen Eimer mit Schaufel zum Schnee buddeln und einen Überraschungsausflug mit Mama und Papa.
Am Schluss ist noch ein Geschenk übrig, es ist von Oma. Gugu zieht an der Schleife und öffnet das Paket. Als er hineinschaut, kann er seinen Augen kaum trauen: Es ist eine wunderschöne gestreifte Bommelmütze! Stolz zieht er sie über den Kopf und fällt Oma um den Hals.
„Danke“, flüstert er ihr ins Ohr. Dann watschelt er los, um allen seine Mütze zu zeigen.
Dafür hat sich das lange Warten gelohnt! Gugu ist sich sicher: Seine Mütze ist die schönste Mütze der Welt.
Leider muss ich zugeben, dass ich ein bisschen geschummelt habe. Denn während Gugu Pinguin in der Antarktis, also am Südpol, wohnt, leben seine Freunde Piet, Felix und Egon eigentlich am Nordpol, den man Arktis nennt. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja ein geheimes Land, das noch keiner kennt und wo alle diese Tiere zusammen leben? Bisher hat es noch keiner gefunden, aber vielleicht wirst du es ja eines Tages entdecken? Ich wünsche dir viel Glück bei der Suche…
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